Dienstag, 15. April 2014

Ostara

Jedes Jahr vor Ostern, wenn der Vollmond scheint, gehen wir, die Frauen der Familie öm in den Morgenstunden unser Osterwasser holen. So auch heute.
(Das Nesthäkchen gilt noch nicht als Mann und der Hund nicht mehr;-) )
Etwas später als sonst, da das Nesthäkchen ja auch gut versorgt sein will, sind das Töchterle, das Nesthäkchen und ich mitsamt dem dicken Hund losgezogen.


Mit dem Auto fuhren wir zur kleinen Burg unseres Städtchens, von wo wir zu Fuß weitergingen. Der Kleinste durfte ins Tragetuch zur großen Schwester und verschlief dort wohlig seufzend unseren rituellen Spaziergang.
Es was eisig kalt, der Wind wehte, immer wieder zogen Graupelschauer übers Land. 
Auf dem Weg zur gut versteckten Quelle, kommt man an einem liebevoll angelegten Labyrinth vorbei. 



Wir durchliefen das Labyrinth, das sieben Windungen hat um einen in die Mitte zu führen. Es wachsen dort Kräuter und wilde Blumen, die Himmelsschlüsselchen blühen schon und der Frauenmantel trägt die schönsten grünen Blätter. 




Hier reden das Töchterle und ich noch ganz angeregt, kichern und sind ganz ausgelassen.
Man sollte den Weg zur Quelle schweigend gehen, was uns beiden sehr schwer fällt, vor allem wenn wir beide zusammen sind...
Umso näher wir der Quelle kommen, umso schweigsamer werden wir. Es liegt eine ganz eigene Stimmung in der Luft. 
Ein Sehnen und Hoffen. 
Liegt es an diesem besonderen Ort oder an der Zeit des Jahres? 
Ab der Wiese, in der in einer kleinen Kuhle die Quelle liegt, schweigen wir. 
Beide wissen wir, was es nun zu tun gilt. 
Schon von weitem hört man das fröhliche und ausgelassene gluckern des Wassers und tatsächlich, da ist sie, die  Quelle. Unser Herz geht auf bei ihrem Anblick, wie schön es hier an diesem Ort ist.


Zuerst wasche ich mir das Gesicht und Hände mit dem eiskalten Quellwasser und trinke einen Schluck. Danach ist das Töchterle dran. 
Zum Dank für das heilige Wasser pflücken wir Wiesenblumen und winden einen Kranz daraus. Diesen legen wir ins Wasserbecken.
In unsere mitgebrachte Flasche füllen wir noch etwas Wasser ab. Damit werden wir unser Haus segnen.


Schweigend und andächtig laufen wir zum Auto zurück.
Was für ein schönes und ergreifendes Erleben. Im nächsten Jahr werden wir wieder kommen.



4 Kommentare:

  1. Ein sehr schönes Ritual. Und das vor der Ruhe erstmal viel Geplapper sein muss, finde ich sehr stimmig. Wunderschön ist der Kranz im Haar deiner Tochter.

    AntwortenLöschen
  2. ach wie schön!
    das hab ich noch nie gemacht, obwohl ich von dem brauch weiß. aber schweigen, nein, das können meine mädels nicht ;-)

    AntwortenLöschen
  3. oh, das klingt wirklich wunderschön!

    AntwortenLöschen