Samstag, 30. Mai 2015

Verflixt und zugenäht

Eine kleine Begebenheit motivierte mich unlängst dazu, endlich wieder mit dem Nähen anzufangen. 
Eine liebe Freundin und ich standen im Wald unserer Waldpurzelgruppe und betrachteten die wunderschön selbstgenähten Kleider eines der Purzelkinder. 
Da sagte meine Freundin seufzend zu mir:" So schön, aber ich habe einfach keine Zeit zu nähen." Und ich antwortete ihr, ohne viel zu überlegen doch voller Überzeugung: "Ich auch nicht!"
Zu hause musste ich immer wieder an unser kleines Gespräch denken. 
So, ich habe also keine Zeit Kleider für meinen Kleinsten zu nähen? 
Lust habe ich und können tu ich es auch- aber ich habe keine Zeit. 
Ich muss ja Haushalt machen und den Hund ausführen, Garten arbeiten, Nesthäkchen wickeln, dringende Telefonate machen, mit dem kleinen Großen lernen,...,unendlich viele Dinge tun. 
Alles wichtige Dinge, ganz sicher, und alles Sachen die ich eigentlich auch gerne tue (na ja, außer telefonieren - das mag ich eigentlich so gar nicht und drücke mich drumherum wo ich nur kann - aber das ist wohl ein anderes Thema). 
Doch es muss doch möglich sein, dass ich mir Zeit nehme für Dinge die ich gerne tue und die ich eigentlich auch für sehr wichtig halte. 
Beim Brot selber backen, Heilkräuter sammeln, Gartenbeete bepflanzen, stricken, schreiben hat es ja auch funktioniert. Ich muss also neue Prioritäten setzen, etwas wo ich mich noch etwas üben muss, vor allem im herausfinden was mir wirklich wichtig ist.
Nähen im allgemeinen gehört definitiv dazu. Und nähen für unser kleines Nesthäkchen sowieso. 
Ein Kind in selbstgemachte Kleider zu hüllen, von der Mama mit liebe gemacht, ist doch so etwas wunderbares, nicht wahr? 
Die Hühner haben eine lange Zeit selbstgemachte Kleidung getragen. Ich habe genäht, gestrickt, gefilzt, Löcher in den Hosen und Pullis  geflickt und mit Zwergchen und Schneckchen bestickt. 
Und so soll es beim Nesthäkchen auch sein! 
Also, liebe Frau öm, die Ärmel hochgekrempelt und los geht es, an die Nadel. 
So suchte ich Stoff aus meinem Fundus zusammen, zeichnete, schnitt die Stoffteile zu und wollte voller neu gewonnenen Elan beginnen zu nähen. 
Nur meine Maschine nähte nicht. Keinen einzigen Stich. 
Ich säuberte die Maschine, probierte dies und jenes, schraubte etwas herum, aber nein, die Maschine nähte keinen einzigen Stich mehr. 
Unglaublich, genau jetzt, zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, ist meine Nähmaschine nun wohl kaputt! 
Auf keinen Fall wollte ich aufgeben. Um keinen Preis jetzt wieder aufhören. Ich nahm all meinen Mut zusammen und setzte mich an meine uralte, vom Opa an mich weitergereichte Schwungradnähmaschine. (Vielleicht sollte ich dazu erzählen, dass mein Opa gelernter Schneidermeister war und das gute alte Maschinchen mich schon durch meine Kindheit begleitete. Doch nähen durfte ich damit nie. Ich lernte von meinem Opa das ganze Schneiderhandwerk, aber an die gute Maschine lies er mich nicht ein einziges mal.)












So saß ich nun, mit gehörigem Respekt vor ihr und versuchte mit einem alten Stück Stoff mein Glück. 
Was soll ich sagen? Ich liebe es. 
Mit einem leisen tackern, wippenden Füssen, nähe ich nun wieder. 
Es gab natürlich kleine Anfangsschwierigkeiten, wie zum Beispiel das einfädeln- ich weiss bis jetzt nicht, ob es richtig ist was ich da tue. 
Oder das gleichmässige schwingen - hat man den höchsten Punkt des Rades nicht erreicht surrt die Nadel rückwärts und der Unterfaden verwandelt sich in ein wahres tohuwabohu. 
Dennoch, ich nähe so gerne mit dieser Maschiene. 
Sie näht wirklich jeden Stoff ohne Probleme, benötigt keinen Strom und versetzt mich in ein meditatives Glücksgefühl, wenn ich am Abend an ihr sitze und nähe.
Natürlich hat sie keine Stickstiche, mit denen ich gerne meine genähten Sachen verschönerte, sie hat auch keinen Jerseystich oder sonstigen Schnickschnack. 
Aber sie kann immerhin Zickzack und Rückwärts nähen, ganz simpel, ohne Firlefanz. 
Da gibt es auch noch einige Dinge die ich lernen muss, so etwas wie Faden aufspulen, oder Reisverschlüsse einnähen (fragt lieber nicht, wie die Naht am Reissverschluss an Nesthäkchens Jacke aussieht...), also es wird wohl noch ein wenig spannend bleiben :)


4 Kommentare:

  1. Wie lustig, was für ein Zufall! Ich habe vor zwei Wochen eine alte Pfaff mit Nähtisch - aber in einem überarbeitungswürdigen Zustand - geschenkt bekommen. Und ich habe fest vor, mich mit ihr vertraut zu machen und mit ihr zu nähen. Deine Freude ist ein neuer Motivationsschub in diese Richtung :-)

    Viel Freude weiterhin! Schönen Sonntag!

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  2. Respekt! Wie toll, daß du dich getraut hast an dieser Maschine zu nähen und wenn sie näht, um so besser! Meine elektronische Maschine muckelt in letzter Zeit immer mehr und was soll ich sagen, selbst in der Reparatur konnten sie ihr nicht helfen... da ist so eine schöne alte, ohne viel Schnack und Schnack doch Gold wert! Viel Spaß beim Nähen und hoffentlich zeigst du mal etwas Schönes, ich bin schon ganz gespannt.
    Ute

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  4. Ich staune wirklich (wieder mal) über unsere Parallelen! Ich will auch unbedingt wieder nähen! Vielleicht, wenn hier Land in Sicht ist... *seufz*
    Telefonieren mag ich übrigens auch nicht! ;)

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