Die Waldpurzler

Obwohl das Nesthäkchen unser viertes Kind ist, fehlen ihm Spielkameraden.
Die drei großen Hühner beschäftigen sich wirklich gerne mit ihrem kleinen Bruder. Sie schauen Bücher miteinander an, spielen Ball mit ihm auf der Straße, tragen ihn und entdecken die Welt mit ihm.
All meine Freundinnen haben viele Kinder, jedoch alle viel älter als unser Kleinster. Natürlich darf er bei Cafeklatschtreffen immer bei den Großen mitspielen, doch er ist halt immer der Kleinste. 
So hatte ich schon immer wieder daran gedacht mit ihm eine Spielgruppe zu besuchen. Ich wurde auch hin und wieder zu einer eingeladen, die Richtige war leider nie dabei. 
Eine Spielgruppe die zu uns passt, wo wir uns wohlfühlen. 
Ich bin nicht so der Gruppenmensch, es fällt mir schwer smalltalk zu halten.
Umso glücklicher bin ich, dass wir jetzt eine Gruppe für uns gefunden haben. 

 Das Nesthäkchen und ich besuchen nun immer Dienstag Vormittags die Waldpurzelgruppe. Geleitet wird sie von einer lieben Freundin. 
Sie findet in einem Waldstück direkt hinter einem Aussiedlerhof statt. Der Hof liegt sehr idyllisch mitten auf Wiesen, umgeben von Wäldern. 
Hier lebt eine Wohngemeinschaft die ein Heuhotel betreiben, Bauwägen als Ferienzimmer vermieten und sie haben sogar eine Jurte hinter dem Haus stehen.
Wenn wir morgens dort ankommen, werden wir meist schon von einigen Frauen und Kinder begrüßt. 
Wir treffen uns auf dem Hof, wo Hühner und ihr Hahn gaggernd herumrennen. Da kommt der Kleine aus dem Staunen nicht mehr heraus. 

Zusammen gehen wir in das nahe Waldstück. 
Hier gibt es eine kleine, kreisrunde Kuhle umgeben von Wurzeln. Wir setzen uns auf unsere mitgebrachten Decken und Schaffelle und begrüßen uns mit einem schönen Lied. Nach einigen Liedern und Fingerspielen gibt es das freudig erwartete Vesper. Apfelschnitze und Reiswaffeln. 
Jede Mama bringt etwas mit, wie es eben gerade passt. 
Die Kinder lieben es. Wie bei einer Raubtierfütterung stürzen sie sich auf die bereitgestellten Leckereien. 
Beim spielen purzeln die kleinen Zwerge über die Wurzeln und Hügel, spielen mit Ästchen und Blätter, probieren sich die Mützen vom Kopf zu ziehen. 
Oft steht das Nesthäkchen staunend dabei, horcht auf die Geräusche, die Vögel, die hoch am Himmel fliegende Flugzeuge und das schreien des Hofhahnes. 
Schon bald finden wir uns wieder im Kreis, singen unser Bärenlied, bei dem jedes Kind mit seinem Namen in den Kreis gerufen wird und sich von dort ein kleines Holzschälchen mit Rosinchen mitnehmen darf.
Zum Schluss gibt es noch einen Öltropfen in die Handfläche der Kinder und Mamas. 
Wir machen uns wieder auf den Nachhauseweg, welchen das Nesthäkchen friedlich schlummernd in seinem Sitz verbringt.
Wunderschön ist es dort im Wald. Die Mamas sind allesamt nett und keinen stört es, wenn ich lieber lausche, als zu erzählen...