Donnerstag, 3. April 2014

Töpferware

Ich habe eine Zeit lang auf einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderung gearbeitet. 
Es wohnten dort, auf meiner Teilgruppe, sechs Jugendliche. 
Und wenn ich es mir so recht überlege, waren alle sechs in der Pupertät. Ich konnte WIRKLICH die Hormone herumschwirren sehen!
Ich hatte auf mit ihnen eine sehr intensive Zeit erlebt, das könnt ihr euch ja sicher denken...
Die Beziehung zu den Bewohnern war sehr eng, vor allem zu zwei Fräuleins, die sehr charmant, aber auch sehr biestig sein konnten (ich sag nur: Hormone!)
Mit der Zeit jedoch sind die Anforderungen vom Heim in eine Richtung gegangen, die ich nicht unterstützen wollte und konnte. 
Wir Mitarbeiter mussten viel zu viel Zeit im Büro mit Schriftlichem Kram verbringen, und die Anzahl der Mitarbeiter die im Dienst waren, sank kontinuierlich. 
Ich hatte das Gefühl, kaum noch Zeit für die Menschen auf der Wohngruppe zu haben, und verausgabte mich völlig.
Denn ich versuchte beides zu leisten, den Bürokram aber vor allem auch das Leben und Arbeiten mit den Bewohnern. 
So war es wohl an der Zeit, diesen Geldverdienjob aufzugeben. Keine leichte Entscheidung, da wir das verdiente Geld wirklich gut brauchen konnten, und mir die Menschen ja doch sehr ans Herz gewachsen sind.
Zum Abschied gab es ein Fest mit Farbe, malen und vielen Würstchen. Für mich gab es einen Gutschein, mit einer berächtlichen Summe darauf
Der Gutschein war vom Töpfer. Der Töpfer unseres kleinen Städtchens. 
Immerhin war das schon im Jahre 2010. Also doch schon ganze vier Jahre her. 
Und der Töpfer ist auch ganz in unserer Nähe. Über die Brücke des Flusses, den Radweg entlang, rechts gehts in die Natur, links hoch ins Städchen und zur Töpferei.
Viele Hunderunden bin ich schon daran vorbei gelaufen und war nie dort- hatte ja nie meinen Gutschein dabei.
Jetzt aber, vor ein paar Tagen, ich war mit dem Künstler und einem guten Freund spazieren, sind wir reingegangen. 
Wieder war ich ohne meinen Gutschein dort, dafür mit zwei Männern, dem dicken Hund und unserem Kindle samt Kinderwagen. 
Gleich im Eingangsbereich verliebte ich mich in eine wunderschöne, große Schüssel.
Es kam die Töpfermutter und fragte nach unseren Wünschen. 
"Diese Schüssel, was würde die denn kosten?"
"Oh, da haben sie sich gleich das Rosinchen rausgepickt! Diese Schale ist ein Unikat, ein schönes Einzelstück, hüpsch und sehr vielseitig...298€."
Der Betrag meines Gutscheins war zwar beträchlich, aber doch nicht ganz sooo hoch.
Aber ganz egal, ich wurde trotzdem schnell fünfig und suchte mir eine schöne große Schüssel und eine Teekanne raus. 

Eine solche habe ich mir schon lange gewünscht, aber alle waren entweder zu klein (große Familie, braucht großes Fassungsvermögem) oder zu teuer- aber jetzt mit Gutschein...ihr versteht;)
Der Töpfer, der in der Zwischenzeit mit samt seiner Ehefrau auch aufgetaucht war, war so nett mir die beiden Schönheiten zurückzulegen, bis ich mit dem Gutschein wieder käme.
Und heute war es nun so weit, der gute Freund war wieder da- ich brauchte Tragehilfe- und so habe ich meine getöpferten Schmuckstücke abgeholt. Zu Fuss natürlich, mit dem kleinen Buben im Wagen und dem dicken Hund an der Leine. Die Schüssel kam in den Kinderwagen zu Füssen des Kleinen (er ist ja noch so kurz) und die Kanne kam gut verpackt in den Rucksack des Freundes.
Wir alle kamen gut und heile zu hause an.
Der erste Tee wurde schon aus der Kanne getrunken und ich bin begeistert. 
Ist sie einerseits ein Augenschmaus, hält die Kanne andereseits den Tee richtig lange warm. Eine Stunde nach aufbrühen ist er noch immer angenehm warm. 
Jetzt werde ich ein Plätzchen suchen, wo die Beiden gut sichtbar zur Geltung kommen.






3 Kommentare:

  1. Total schön! Alles! :)

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  2. Wunderschön, vor allem die Farben strahlen eine totale Ruhe aus!
    Alles Liebe Babsy

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  3. Es ist sehr lebendig erzählt und man ist praktisch dabei..... Vielen Dank.
    vielleicht wäre es gut die Rechtschreibfehler noch auszubessern :-)

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