Samstag, 9. August 2014

Trommelschlag der Schamanin

Lange, lange habe ich mit mir gerungen. Habe überlegt, gehadert, angefangen mit schreiben, gelöscht, geflucht und geschimpft. Ich war so zerrissen, traurig und unsicher.
Einen Post wollte ich schreiben über den Bauch. Meinen Bauch. Den nach-vier-Kinder-Bauch. Der Bauch, der irgendwie aufsehen erregt.
Den Bauch, aus dem heraus fast alle meine Entscheidungen getroffen werden, der wunderbare Kinder austrägt, mit einer Sonne um den Nabel gezeichnet ist und vom Künstler verehrt wird. Von dem Bauch, den ich innig liebe, ihn genauso hasse und mir niemals einig werde, ob er nun schön ist, dick, rundlich oder vielleicht auch einfach nur weiblich.
Ich wollte einen Post schreiben, da er mich beschäftigt, der Bauch.
Mir immer wieder Situationen begegnen, die ihn mir eher unangenehm ins Gedächtnis rufen. Aussagen wie: "Du siehst aber schwanger aus", kann ich nicht einfach weglachen oder übergehen.
Es wird wohl keinen Post geben, der nur über den Bauch handelt.
Ich traue es mich nicht.
Aber über die Weiblichkeit. Meine Weiblichkeit, das Frausein.
Erzählen möchte ich euch, über das Erlebnis mit meinem Kleinsten im Tuch, an meinem Bauch geschmiegt, wie wir durch den Wald laufen. Der lebendig plätschernde Bach erzählend sich neben unserem Weg windet und ich mich so frei und gut fühle. Ich mit ausgebreiteten Armen die Welt umarmen möchte, ich sprudle vor Glück.
Wie ich mit dem Nesthäkchen gerade ein paar Tage schwanger, pulsiere voller Energie, vom Kopf bis zu den Zehenspitzen alles kribbelt vor Lebendigkeit.
Wie ich mich schmücke mit einer Bauchkette, um ihn, den Bauch, zu feiern und ihn zu spüren, bei jeder Bewegung die ich mache.
Wie ich mich über Monate nicht geschminkt habe. Ganz ehrlich und tief war mein Blick. Mit den weißen Wimpern, die ich trage und die zuvor nur der Künstler und meine Kinder kannten.
Das um das Feuer tanzen, im Trommelrythmus, die anderen Frauen neben mir. Wie wir singen und lachen und die Nacht dem Morgen weicht.
Wie der Monatszyklus mich zur fauchenden Löwin werden lässt, die voller Kraft und Wut kämpfen kann und zeigt, das Weiblichkeit nicht immer nett und lieb ist, sonder auch gefrässig und gefährlich.
Tränen die ich fliesen lassen kann, den ich bin Frau und meine Seele will doch tiefe Emotionen spüren.
Wie ich mich fühle als Geliebte und Ehefrau an meines Mannes Seite. Wir wild und gemeinsam durch das Leben tanzen.
Über das Muttertier, das ich bin, so ganz und gar.
Das alles gehört dazu. Das alles und noch vieles mehr.
Und eben auch mein Bauch. Mal weiblich, mal hungrig. So wie er eben ist.
Geschmückt soll er werden, mit Blumenreigen, geehrt soll er werden und gesegnet für seine Fruchtbarkeit., seine Lebendigkeit, und seine Weiblichkeit!

                   ...mit dem Handy fotografiert, die Kamera verweilt samt dem Töchterle und Brüder in London...
                        Vom Künstler gezeichnet, mein Bauch!

4 Kommentare:

  1. <3
    so schön geschrieben!

    es fällt auch mir schwer, mich unabhängig der geltenden schönheitsnormen 'schön' zu finden. mögen tu ich mich, ja, mit bauch und allem. doch dann kommt dieser distanzierte blick, der von außen auf mich schaut und vergleichend mit anderen... wie leicht passiert es da, daß ich mich ungenügend fühle!

    sehr interessant und bedenkenswert find ich zu diesem thema einen artikel in einem blog, der das ganze kinstrukt von "schönheit" infrage stellt. leider find ich ihn grad nicht, wenn er mir wieder über den weg läuft, verlinke ich ihn bei mir.

    liebe grüße!

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    1. ...es gibt ja mittlerweile Fotographen, die echte Frauen und Mütter fotografieren. Aber im Alltag sieht es leider so aus, dass die sechsfach Mama die Jeans ihrer Teenietochter trägt und die zehnfach Mama zwanzig Kilo abspecken muss um sich wohl zu fühlen. Wo bleibt da die Weiblichkeit, das Frausein?
      Liebe Grüße an dich zurück, Frau Siebensachen

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  2. ...und die richtige antwort auf eine aussage wie "du siehst aber schwanger aus." ist wohl ein stolzes "Ja, viermal gewesen!"...

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