Freitag, 18. Dezember 2015

...öffnet mir die Türen...

Ist es in euren Herzen schon weihnachtlich?
Kommenden Montag  ist schon Wintersonnwende. Am Donnerstag der lang ersehnte Heilige Abend.
Gestern am Abend war ich an unserer Schule beim Oberuferer Christgeburtspiel. Wie bei Frau Siebensachen geht es auch mir so, Jahr für Jahr: dies ist für mich der Tag, an dem  bei mir im Herzen ein kleines Weihnachtslichtchen angeht. 
In unserem Städtchen werden Familien gesucht, die minderjährige Flüchtlinge, die ohne Begleitung zu uns kommen, in ihrer Familie aufnehmen.
Wo wir schon bei dem Weihnachts-Thema überhaupt wären. Junge Menschen suchen Herberge, offene Türen und Herzen, bitten um Hilfe.
Das rührt mein Herz sehr. So sehr. 
In schwachen Augenblicken sehe ich meinen großen Sohn vor mir, wie er in einem fremden Land- bei uns Krieg, wir Eltern tot- eine Familie findet, die ihn aufnimmt. Ihn versorgt, tröstet, unterstützt. 
Wir haben ein großes Haus, in dem ein Zimmer frei ist. 
Wir haben selbst zwei jugendliche Söhne. 
Ich bin den Tag über zu Hause. 
Und ganz frei nach den Brüdern Löwenherz von Astrid Lindgren: "Weil man sonst kein Mensch ist, sondern nur ein Häuflein Dreck".
Also haben wir nun eine e.mail an das Jugendamt geschrieben. Unsere Herzen sagen sofort ja, ja nehmt ein Kind auf, schützt es und versorgt es, tut etwas, irgendwas und schaut nicht nur zu.
Aber es gibt nun einmal auch immer eine Kehrseite. Immer. Diese Kehrseite ist es immer, die es einem nicht  einfach macht.
Angst.
Angst davor jemand völlig fremdes in unser Haus, in unsere Familie zu lassen.
Angst davor uns völlig zu überfordern, kräftemässig.
Die Großen hadern. Sie haben Angst davor verantwortlich zu sein, dass sie ins Hintertreffen geraten, sie unsere Zeit, Liebe, Aufmerksamkeit noch mehr teilen müssen.
Merkt ihr es? Es gibt beim abwägen viele `fürs´, aber eben auch einige `wider´
Wir lassen uns Zeit.
So eine Entscheidung ist immer ein Prozess. Ein Prozess, wo jedes einzelne Familienmitglied gehört werden muss. Wo ganz viele Fragen geklärt werden müssen. 
Sich die Herzen und Ohren öffnen müssen.
Und obwohl es noch in der Waage steht, ob wir Jemanden aufnehmen, bin ich dennoch froh. 
Denn wir lassen uns solch Gedanken denken und auf jeden Fall wird sich etwas Gutes daraus ergeben. 
Für uns und einen Flüchtling. Dessen bin ich ganz gewiss.

1 Kommentar:

  1. danke, dass du diese differenzierten und sensiblen überlegungen teilst! ich bin gespannt, wie euer weg aussehen wird...
    alles gute - herzlichst
    tigermama

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